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Eine versöhnliche Polemik

Eine versöhnliche Polemik

Im Wahlkampf wird zugespitzt und polemisiert. Dagegen ist nichts zu sagen auch wir können Polemik. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, worum es eigentlich geht bei dieser WPK-Beiratswahl.

Von Dr. Karl Petersen

Derzeit erreicht der Wahlkampf seinen Höhepunkt. Es ist die Zeit der Zuspitzungen – und auch wir können Polemik, genauso wie die Gschrei-Liste. Das stellen wir heute gern unter Beweis. Aber: In wenigen Tagen endet der Wahlkampf. Danach wird ein neuer Beirat seinen Aufgaben und seiner Verantwortung gerecht werden müssen.

Bei allen zugespitzten Wahlkampfbotschaften dürfen wir nicht vergessen, worum es eigentlich geht: Es geht nicht um persönliche Profilierung, sondern darum, die Existenz unseres Berufs zu sichern – darum, dass alle gewählten Vertreter miteinander um die besten Wege ringen.

Bleiben wir aber zunächst im Wahlkampfmodus:

wp.net bezeichnet unsere Botschaften als „Leer-Formeln“, resümiert später aber: „wp.net stellt fest: „Des Kaisers neue Kleider gibt es nicht. Dem Kaiser hat man die Kleidung (Programme) von wp.net verkauft.“ Erstaunlich, wie je nach Absender aus einer Botschaft an den Berufsstand eine Leerformel oder eine gerechtfertigte Forderung wird – und das noch als Ergebnis einer „Analyse“ (= einer systematischen Untersuchung). Man möchte fragen: Sind unsere angeblichen Leerformeln die Programme von wp.net oder sind die Leerformeln von wp.net jetzt unsere Programme?

Und weiter bemüht wp.net den Klassiker, dass Facharbeit in der WPK geleistet werden müsse. Wir wissen alle, dass IDW-Prüfungsstandards keine Gesetze sind und trotzdem Bindungswirkung entfalten. Sollten Standards wirklich gesetzesgleich sein, weil der Beirat sie beschließt? Und hierzu konstatiert wp.net noch: „Die WP-Kammer hat es nicht einmal geschafft, z.B. eine Berufssatzung oder eine Satzung für Qualitätskontrolle zu machen, ohne dass das IDW durch Standards nachbessern musste.“ War das jetzt eigentlich ein Kompliment für die Facharbeit des IDW?

wp.net treibt mit vielen Aussagen einen Keil in unseren Berufsstand. Das schadet uns allen. Um nur ein weiteres Beispiel zu nennen: Der vom Verband aufgebaute Gegensatz zwischen „pflichtgemäß arbeitenden Mittelständlern“ einerseits und „BIG4 und NEXT 10“ andererseits entbehrt jeder Grundlage.

Sollte eine kleine Gruppe allein über die Zukunft entscheiden?

wp.net behauptet, uns als Dörschell-Liste ginge es „nur um den Erhalt der Macht für BIG4 & IDW in der WPK”. Ihnen hingegen gehe es um „die Zukunft der mittelständischen Wirtschaftsprüfung”. Eine ambitionierte Behauptung, vergegenwärtigt man sich, dass wp.net mit – nach eigenen Angaben – 1.200 Mitgliedern etwa 10 % der insgesamt gut 10.000 mittelständischen Wirtschaftsprüfer vertritt. Wäre es nicht eine Anmaßung, wenn diese kleine Gruppe beanspruchte, über die Zukunft der Wirtschaftsprüfung allein entscheiden zu wollen, anstatt gemeinsam mit allen Wirtschaftsprüfern die Interessen unseres freien Berufs gegenüber Politik und Wirtschaft zu verteidigen?

Und was soll ich dazu sagen, dass wp.net den Kollegen Andreas Dörschell als „dem IDW treu ergebenen Gefolgsmann“ bezeichnet, der „5 Jahre lang seine IDW-Ausbildung in der IDW-Zentrale“ erhalten habe und später „viele Jahre“ bei PwC beschäftigt war? Unser Kollege Dörschell war tatsächlich in seinen ersten sechs Berufsjahren Fachreferent beim IDW und war anschließend für vier Jahre bei PwC tätig – und danach? Danach hat er eine WPG neu gegründet und acht Jahre lang (mit)aufgebaut. Er war in den nächsten sieben Jahren in der Geschäftsleitung von zwei mittelgroßen WPGen tätig. Andreas Dörschell ist also mit der Vielfalt unseres Berufsstandes bestens vertraut. Ist fundierte Berufserfahrung, fachliche Kompetenz und langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in den Gremien des IDW und der Wirtschaftsprüferkammer ein Makel? Herr Gschrei bedient die Schubladen nach Belieben.

Es geht um den gesamten Berufsstand!

Herrn Gschrei möchte man zurufen: Im Beirat der Wirtschaftsprüferkammer geht es nicht um meine oder Ihre persönliche Sichtweise. Es geht um den gesamten Berufsstand, der eine vom Gesetzgeber übertragene Aufgabe unabhängig zu erfüllen hat. Wir müssen alle miteinander um die besten Wege ringen, um die Existenz dieses Berufs zu sichern.

Bleiben Sie in der Diskussion, Herr Gschrei. Bleiben Sie ein streitsamer und kritischer Kollege. Denken Sie aber immer an den Machiavelli zugeschriebenen Ratschlag an die Staatsführung: „Divide et impera“. Je mehr wir uns nach außen zerteilen (lassen), desto leichter haben es die Regulierer, uns immer neue Regeln vorzuschreiben und zu herrschen. Es ist ganz sicher besser, wir wehren uns geschlossen mit allen Berufsangehörigen.

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